Samstag, 24. Januar 2009
 
19.5. - 4.6.: Karawane gegen Abschiebung PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Ralf Leonhard   
Mittwoch, 9. Mai 2007

Die Tour, die bei den Protesten gegen die G8 in Rostock enden wird, beginnt mit Protesten gegen die Abschiebung Irakischer Flüchtlinge und gegen die zwangsweisen Unterbringung von Flüchtlingen im Lager in Neuburg, Bayern.

Für die Abschaffung aller Flüchtlingslager - gegen Abschiebungen in die
Krisengebiete der Welt!

19. Mai bis 4. Juni 2007: Anti-G8-Karawane von Neuburg nach Rostock: "Wir
sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört"

Vom 19. Mai 2007 bis zum 4. Juni 2007 zieht die Karawane für die Rechte der
Flüchtlinge und MigrantInnen von Bayern über Thüringen, Hessen,
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Berlin bis nach Rostock in
Mecklenburg-Vorpommern. Dort treffen sich im Ostseebad Heiligendamm vom 05.
bis 07. Juni 2007 die RepräsentantInnen der reichsten und mächtigsten
Staaten der Welt, der sogenannten G8. Die Karawane will den Zusammenhang
zwischen der Zerstörung der Herkunftsländer der Flüchtlinge durch
rücksichtslose Ausbeutung und Krieg durch die Politik der G8-Staaten und den
weltweiten Flucht- und Migrationsbewegungen sichtbar machen. "Wir sind hier,
weil Ihr unsere Länder zerstört" ist zentrales Motto der Karawane.

Die bundesweite Karawane startet am 19. Mai 2007 in Neuburg an der Donau.
Seit zwei Jahren wehren sich Flüchtlinge in Neuburg gegen menschenunwürdige
Unterbringung im Lager, gegen Mangelversorgung mit Essenspaketen,
Arbeitsverbote und Kriminalisierung und gegen die alltäglichen Schikanen von
Sozialamt und Ausländerbehörde. Mit dem Start der Karawanetour in Neuburg
wollen wir an diesen eindrucksvollen Flüchtlingsprotest anknüpfen.


Tourstart in Neuburg
19.-21. Mai 2007: Aktionscamp auf der Brandlwiese an der Donau

Samstag, 19. Mai:
Auftaktdemo, 13 Uhr vor dem Flüchtlingslager Neuburg,
Donauwörtherstraße B 82
15 Uhr öffentliches Hearing zur Situation der Neuburger Flüchtlinge auf dem
Schrannenplatz

Gemeinsame Zugfahrt aus München: Treffpunkt 10.30 Uhr, Große Anzeigentafel
Hauptbahnhof München

Sonntag, 20. Mai:
Aktionssonntag gegen die Entrechtung und Abschiebung Irakischer Flüchtlinge
Ab 15 Uhr bis abends: Grillen, Musik, Fußball- und Volleyballspielen mit den
BewohnerInnen und Kindern des Flüchtlingslagers Neuburg auf der Brandlwiese
an der Donau.

Montag, 21. Mai:
Ab 10.30 Uhr Kundgebung Kundgebung für Bleiberecht vor dem Landratsamt
Forchheim, Am Streckerplatz 3

Weitere Stationen der Tour:
Neuburg, Nürnberg, Jena, Frankfurt, Düsseldorf, Dortmund, Büren, Bramsche,
Bremen, Oldenburg, Hamburg, Horst, Schwerin, Berlin, Rostock (G8 Proteste).
Siehe http://no-racism.net/article/2046#tourdaten


Weitere Informationen und Aufruf zum Download in Deutsch, Englisch,
Kurdisch/Sorani und Arabisch:
http://carava.net
http://thecaravan.org
http://no-racism.net


Flüchtlingslager abschaffen!

Die Regierung von Oberbayern hält nach wie vor an der zwangsweisen
Unterbringung von Flüchtlingen im Neuburger Lager fest. Es werden auch
Menschen aus ihrem sozialen Umfeld gerissen und nach Neuburg geschickt, die
durch Asylwiederrufsverfahren und Arbeitsverbote ihre Wohnung verloren
haben. Neben Arbeitsverboten praktizieren die Neuburger Behörden den Entzug
der 40 Euro Taschengeld als Druckmittel, um den Flüchtlingen das Leben so
unangenehm wie möglich zu machen. Viele Familien in Neuburg klagen darüber,
dass sie und insbesondere die Kinder hungern, da die Essenspaketen keine
ausreichende Menge an Nahrungsmitteln enthalten.

Trotzdem gibt es auch konkrete Erfolge des Flüchtlingsprotestes in
Neuburg: So hat sich der Landkreis generell gegen die Unterbringung
geduldeter Flüchtlinge in Lagern ausgesprochen. Auch wurde bei einem
Gespräch zwischen dem Landrat und VertreterInnen der Flüchtlinge zugesagt,
die Residenzpflicht lockerer zu handhaben. Diese Zusage ist gewiss weit weg
von der Forderung nach Abschaffung des rassistischen
Residenzpflichtgesetzes, dennoch wären auch solche kleinen Verbesserungen
ohne die Flüchtlingsproteste nicht denkbar gewesen. Und es ist ein großer
Erfolg, dass das Thema der Lebensbedingungen im Lager seit zwei Jahren immer
wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht.

Auch in Forchheim protestieren Flüchtlinge. Hier wird den langjährigen
LagerbewohnerInnen ein Bleiberecht nach der Regelung der
Innenministerkonferenz vom November 2006 systematisch verweigert.

Neben den unwürdigen Lebensbedingungen steht für die Flüchtlinge vor allem
das Thema der drohenden Abschiebung im Vordergrund. Seit drei Jahren
versuchen die deutschen Behörden, ungeachtet des täglichen Sterbens durch
Krieg, Besatzung und Terror, Abschiebungen in den Irak vorzubereiten.
Anerkannten Flüchtlingen wurde der Flüchtlingsstatus entzogen;
Aufenthaltserlaubnisse wurden zurückgenommen oder nicht verlängert. Von den
300 Flüchtlingen, die derzeit im Lager Neuburg leben, stammen ca. 60 aus dem
Irak. Viele von ihnen wurden ins Lager geschickt, nachdem sie durch Entzug
des Flüchtlingsstatus nur noch eine Duldung bekommen haben.
Seit 17.4.2007 sind Flüchtlinge aus dem Nordirak nun zur Abschiebung
freigegeben. Gegenüber der Öffentlichkeit soll das damit legitimiert werden,
dass zunächst nur strafrechtlich verurteilte Personen abgeschoben werden
sollen. Als "Straftäter" gilt, wer zu mehr als 50 Tagessätzen verurteilt
wurde. Damit kann es ausreichen, zweimal ohne Erlaubnis nach Ingolstadt
gefahren zu sein, um jetzt abgeschoben zu werden. Diese Abschiebepläne sind
erst der Anfang; langfristig sind alle IrakerInnen, die keinen gesicherten
Aufenthaltsstatus haben, bedroht!

Auch gegen äthiopische Flüchtlinge versuchen die deutschen Behörden, in
Zusammenarbeit mit den Behörden des diktatorischen und kriegstreiberischen
Regimes, Abschiebungen durchzusetzen. Das äthiopische Regime führt für die
USA einen blutigen Stellvertreterkrieg in Somalia, während gleichzeitig die
äthiopische Bevölkerung an Armut und Hunger leidet und jegliche Opposition
brutal unterdrückt wird. Seit dem 11. September 2001 pflegt auch Deutschland
mit Äthiopien verstärkte politische Beziehungen.
Äthiopien dient als Basis für militärische Interventionsmöglichkeiten in
einem mehrheitlich islamischen Teil der Welt. In diesem Zusammenhang ist
auch die Verharmlosung der Verbrechen des diktatorischen Regimes und die
Auslieferung von Oppositionellen durch Abschiebungen zu sehen.

Nigerianische Asylsuchende haben in Deutschland fast keine Chance auf
Anerkennung. In dem großen Land könne jede und jeder irgendwo ein sicheres
Plätzchen finden, so das Bundesamt. Ausgeblendet wird, dass in ganz Nigeria
für die Mehrheit der Bevölkerung in den letzten 30 Jahren die
Lebensbedingungen unerträglich geworden sind, während eine korrupte reiche
Elite in Zusammenarbeit mit transnationalen Großkonzernen wie Siemens,
Bilfinger-Berger, Shell und Agip das Land ausplündert, die Umwelt zerstört
und Widerstand der Bevölkerung militärisch unterdrückt.

Irak, Äthiopien und Nigeria sind drei akute Beispiele dafür, wie Deutschland
Flüchtlinge mit Abschiebungen terrorisiert und gleichzeitig weltweit Kriege
führt, Diktaturen gestützt und an Korruption und Armut verdient.

Abschiebungen und Rechtlosigkeit betreffen genauso alle anderen Flüchtlinge,
die auf der Suche nach Sicherheit und einem menschenwürdigen Leben nach
Deutschland kommen. Darum wollen wir alle gemeinsam am 19. und 20. Mai in
Neuburg und danach bei der Karawanetour und in Rostock und Heiligendamm der
menschenverachtenden deutschen Flüchtlingspolitik und der ausbeuterischen
Weltordnung der G8 unseren Protest und Widerstand entgegensetzen. In diesem
Sinne fordern wir:

Ein weltweites Recht auf menschenwürdige Existenz!
Eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Kriege!



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siehe auch:
http://carava.net
http://thecaravan.org
http://no-racism.net
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